Risiko für Bissverletzungen bei Kindern ist daheim am größten

by StefanC
Eine Interaktion zwischen Hund und Kind.

Kleinkinder und Hunde sollte nicht ohne Grund nie unbeaufsichtigt sein. Denn leider entstehen (zu) viele Bissverletzungen zu Hause, oftmals sogar unter der Aufsicht von Erwachsenen. Eine umfassende Befragung von Hundebesitzern ergab: Beim vertrauten Familienhund werden eindeutige Gefahrensituationen häufig unterschätzt.

Die meisten Bissverletzungen passieren im eigenen Haushalt – leider auch jene, die Hunde und Kinder betreffen. Kinder lieben es, Hunde zu streicheln, mit ihnen zu spielen und ihnen nachzukrabbeln. Vor allem der eigene Familienhund genießt das volle Vertrauen von Kindern und auch Erwachsenen. Dessen Geduld wird so manchmal leider überstrapaziert – und es kommt zum Schlimmsten: Er schnappt plötzlich zu.

Zu viele Vorfälle mit (kleineren) Kindern passieren deshalb im Familienalltag und folgen oft auf eine eigentlich liebevoll gemeinte Geste des Kindes, so die Vetmeduni Wien in einer Aussendung. Dort ergab eine Befragung von Hundehalterinnen und Hundehaltern durch Forschende des Instituts für Tierhaltung und Tierschutz, dass beim vertrauten Familienhund eindeutige Gefahrensituationen unterschätzt werden. Das Vertrauen in den eigenen Hund scheint über die Vorsicht zu gewinnen, die jeder Hund-Kind-Interaktion vorausgehen sollte – zum Nachteil aller, auch der Fellnasen selbst.

Bedürfnisse des Hundes oft nicht erkannt

„Halterinnen und Halter sollten erkennen, wenn sich der Hund bedrängt fühlt und rechtzeitig einschreiten. Trotzdem ereignen sich die Vorfälle häufig direkt vor den Augen der Erwachsenen“, erklärt Studienleiterin Christine Arhant vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz der Vetmeduni Vienna. Ihr Team beschäftigt sich mit der Frage, warum Bissverletzungen durch den eigenen Familienhund selbst unter Aufsicht so häufig sind. Dafür analysierte die Gruppe anhand einer Onlinebefragung erstmals die Einstellung der Eltern zur Beaufsichtigung von Kind und Hund.

„Der Großteil der Befragten war sich des generellen Risikos von Bissvorfällen sehr wohl bewusst“, sagt Arhant. Unbekannt war den meisten Teilnehmern, dass auch kleinere Hunde ein Risiko für Kinder darstellen. Zudem sind die meisten Befragten nur bei fremden Hunden ausreichend vorsichtig. Die Bewertung von Beispielbildern, auf denen eine Kind-Hund Situation dargestellt war, zeigte, dass die Gefahr durch fremde Hunde deutlich höher eingeschätzt wird, als durch den eigenen Familienhund.

Häufig unbeaufsichtigt

Im Zusammenhang mit fremden Hunden wurde jede abgebildete Situation, auch solche mit geringem Risiko, als gefährlich eingestuft. Beim Familienhund wurden dagegen fast alle Situationen als harmlos und ein Einschreiten als nicht notwendig angesehen. Allein das gemeinsame Kuscheln von Kind und Hund im Hundebett haben die meisten Befragten als mögliche Gefahr eingestuft. Etwa 50 Prozent der Befragten lassen das Kleinkind sooft und so lange, wie es möchte, mit dem Hund spielen. Ebenso viele der befragten Hundehalter lassen Kind und Hund unbeaufsichtigt zusammen.

„Das gesunde Misstrauen gegenüber fremden Hunden scheint beim eigenen Familienhund nicht gegeben zu sein“, schätzt Arhant ein. „Man vertraut dem eigenen Hund und schließt einen Beißvorfall mit ihm aus.“ Das reduziert nicht nur die Achtsamkeit, sondern Hundebesitzer setzen damit voraus, dass der Familienhund toleranter und geduldiger ist als andere Hunde. Und das scheint doch unfair – denn selbst der geduldigste Hund hat ein Anrecht auf einen sicheren Rückzugsort. „Das Bedürfnis nach Ruhe und einem eigenen Bereich sollte auch beim eigenen Hund respektiert werden“, so Arhant.

Hund braucht Ruhezonen

Die Onlinebefragung zeigte, dass Hundehalter den grundlegenden Bedürfnissen eines Hundes, wie Spaziergängen, Ruhe- und Fressplätzen, durchwegs nachkommen. Dass ein Hund auch ein Bedürfnis nach ausreichend Ruhezeit und Abstand vom Kleinkind hat, scheint den meisten Befragten dagegen nicht bewusst zu sein. Nur wenige gaben an, die Ruhezone und den Fressplatz des Familienhundes „kindersicher“, also für das Kind nicht zugänglich zu machen. „Eine räumliche Abgrenzung erlaubt es den Aufsichtspersonen kurz, die Aufmerksamkeit von Kind und Hund zu nehmen. Das Kind ist durch die Trennung geschützt und sie ermöglicht dem Vierbeiner sich ungestört zu entspannen“, erklärt die Studienleiterin.

Ohne Ausweichzonen und ausreichende Ruhephasen für den Hund können im Familienalltag Situationen entstehen, die zu eine Bissverletzung führen können. Daher ist es wichtig, Halterinnen und Halter zu schulen, wie sie Kind und Hund beaufsichtigen sollen. Wichtige Elemente sind aufmerksames Beobachten, das Verhalten von Kind und Hund lenken und gegebenenfalls die beiden sicher voneinander trennen.

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