French Bulldog wird mit Tubus beatmet und liegt auf einem gelben Handtuch.

Wir stehen angesichts der ungebrochenen Plattnasen-Modehundewelle vor der größten Tierschutzkatastrophe aller Zeiten im Hobbytierbereich

Zu Tausenden laufen sie da draußen rum: Von ihrem Wesen her wirklich zauberhafte, aber ständig nach Luft ringende Französische/ Englische Bulldoggen und Möpse, meist angeschafft von Menschen, die das Dauerleiden ihrer Tiere nicht erkennen können oder wollen.

Brachycephale Hunderassen haben sehr viele gesundheitliche Baustellen, aber in der Hauptsache reden wir von lebenslanger Atemnot, einer existenziellen Qual, die ausgerechnet diese Hunde in ihrer typisch positiven Art so lange irgendwie überspielen bzw. managen, bis sie im Extremfall umfallen und ersticken. Ein nationales Zuchtverbot wäre als Geste guten Willens sicher wünschenswert, würde aber wenig an der Tatsache ändern, dass die anhaltende Nachfrage zu über 90 Prozent von ausländischen Vermehrern gedeckt wird, die von so einem Verbot gar nicht betroffen wären.

Die in den letzten Jahren im Ton verschärften Aufklärungsbemühungen der Tierärzteschaft scheinen bei den Plattnasen-HalterInnen völlig ins Leere zu laufen. Eine aktuelle Umfrage bestätigt leider, dass über 80 Prozent der Plattnasen-BesitzerInnen wieder „ihre“ Rasse wählen und diese sogar ihren Freunden empfehlen würden. Eine Forschungsarbeit hat gar ergeben, dass viele Brachy-Fans unter einer wissenschaftlich nachweisbaren Wahrnehmungsstörung leiden, was das Leiden ihrer Tiere angeht. Dagegen kommt man mit Aufklärung nicht wirklich an!

In unseren Augen bleibt leider nur ein Weg, die Welle zu brechen und damit das millionenfache Leiden dieser bemitleidenswerten Tiere zu beenden bzw. zu reduzieren: Unsere Aufklärungsbemühungen müssen einen immer höheren Rechtfertigungsdruck auf die Hardcore-Fans der betroffenen Rassen verursachen. Im Prinzip muss es laufen wie seinerzeit mit Pelzmänteln, nämlich dass man sich in spätestens zehn Jahren mit einer nach Luft ringenden Plattnase an der Leine nicht mehr auf die Straße trauen kann, ohne sich mindestens schräge Blicke, wenn nicht gar in Worte gefassten Unwillen zuzuziehen.

Text: Ralph Rückert, Tierarzt

Kommentar

Die einen finden sie hässlich, die anderen lieben sie!

Englische und Französische Bulldogge, Mops & Co polarisieren. Kleines Köpfchen, große Glubschaugen und süßes Kindchenschema. Doch hinter diesem possierlichen Aussehen verbergen sich schwerste gesundheitliche Schäden, unter denen diese Rassen ein Leben lang leiden. Auch wir mussten dies schmerzlich erfahren, als Vigo, unser kleiner Bully aus einer österreichischen Zucht, bei uns eingezogen war. Im Alter von drei Monaten wurden wir mit Ausdrücken wie Brachycephalie, regurgitieren und Keilwirbel konfrontiert. Sogenannte rassespezifische Qualzuchtmerkmale. Nach über 30 Jahren mit Tierheimhunden eine völlig neue Erfahrung. Nach unerträglichen Atemnotattacken musste Vigos Gaumensegel verdünnt und gekürzt und die Nasenlöcher mussten vergrößert werden.

„46429“ img_size=“full“ add_caption=“yes“]Vigos Atmung ist seither stabil, Erbrechen und Allergien prägen nach wie vor unseren Alltag. Wir lieben unseren kleinen Bully und werden alles dafür tun, um ihm ein gutes und unbeschwertes Hundeleben zu ermöglichen. Unser Appell richtet sich vor allem an zukünftige Hundebesitzer: Bitte machen Sie nicht den gleichen Fehler wie wir – informieren Sie sich eingehend noch VOR dem Kauf einer bestimmten Rasse! Auch Züchter und Tierärzte sind gefordert. Die uns anvertrauten Tiere dürfen keinem infrage zu stellenden Schönheitsideal entsprechen, um dann lebenslänglich an Atemnot und Schmerzen leiden zu müssen. Das sind wir diesen liebens- und beschützenswerten Lebewesen allemal schuldig.

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