Veterinärmediziner erklärt Kastration bei Hündinnen

by StefanC
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Welche Auswirkungen eine Kastration bei Hündinnen hat, hat uns Veterinärmediziner Günter Schwarz erklärt.

Auch wenn sie noch so süß ist und man am liebsten zehn von ihrer Sorte hätte: Man sollte sich schon im Welpenalter darüber klar sein, wie das weitere Leben seiner Hündin verlaufen soll. Und vor allem darüber, ob sie sich vermehren soll oder nicht. Denn die Kastration bei Hündinnen birgt zwar – wie jeder operative Eingriff – gewisse Risiken, bringt aber auch Vorteile mit sich.

Da Zucht im Regelfall den „Profis“ überlassen werden sollte, muss sich der „Normalbesitzer“ also bald entscheiden, ob er die Hündin kastrieren lassen will oder nicht.

„Die Kastration bei Hündinnen, die nicht für die Zucht vorgesehen sind, bietet eine Reihe nicht zu unterschätzender Vorteile“, erklärt Günter Schwarz, Gründer der Tierklinik Hollabrunn und Fachtierarzt für Kleintiere. „Allem voran verhindert sie die Entstehung der gefürchteten Pyometra, einer lebensbedrohenden eitrigen Gebärmutterentzündung, die bei bis zu 24 % aller nicht kastrierten Hündinnen bis zum zehnten Lebensjahr auftritt und meist nur durch eine Notoperation behandelt werden kann. Außerdem stellt sie eine sehr sichere, vorbeugende Maßnahme gegen Gesäugetumore dar – besonders wenn die Kastration vor oder um die erste Läufigkeit herum vorgenommen wird.“

Richtiger Zeitpunkt für Kastration bei Hündinnen

Auch wenn die Meinungen über den idealen Zeitpunkt der Kastration bei Hündinnen immer wieder auseinandergehen, haben wissenschaftliche Untersuchungen keine Nachteile einer Kastration vor der ersten Läufigkeit ergeben. Eine spätere Kastration scheint zwar keinen so deutlichen Vorbeugeeffekt gegen Gesäugetumore zu haben, trägt jedoch dennoch zu besserer Gesundheit im Alter bei. „Ich empfehle daher den Zeitpunkt um die erste Läufigkeit herum“, erklärt Schwarz. Ein weiterer Effekt der Routinekastration ist die Unterbindung der Läufigkeit und damit auch die Vermeidung von Scheinträchigkeit. „Letztere begünstigt nicht nur das Auftreten von Gesäugetumoren, sondern stellt oft auch eine deutliche, vorwiegend psychische Belastung dar – für die Hündin selbst, die Rüden ihrer Umgebung und nicht selten für den gesamten Haushalt.“

Methoden bei der Operation

Welche Arten der Kastration gibt es aber nun? „Prinzipiell unterscheidet man zwischen einer Ovariohysterektomie, worunter man die Entfernung der Eierstöcke und der Gebärmutter versteht, und einer Ovarektomie, bei der lediglich die Eierstöcke entfernt werden. Ist die Gebärmutter zum Operationszeitpunkt gesund, reicht die vollständige Entfernung beider Eierstöcke völlig aus“, erklärt Schwarz.

Auch bei der Operationsmethode gibt es zwei Möglichkeiten: die chirurgische Öffnung der Bauchhöhle durch einen kleinen Schnitt oder die endoskopische Operation durch ein bis drei dünne, durch die Bauchdecke eingeführte Kanülen. „Die endoskopische Kastration bedarf eines höheren geräte- und narkosetechnischen Aufwands und ist daher auch etwas kostenintensiver als eine chirurgische Kastration.“

Auch hierzu gibt es verschiedene Meinungen über die Vorteile der einen oder anderen Operationsmethode. Manche Experten behaupten, dass Hündinnen nach einem endoskopischen Eingriff schneller wieder fit seien und durch die winzigen Nähte auch auf Halskrausen und Co. verzichten könnten. „Meiner Meinung nach gibt es aber keine besonderen Vorteile, da eine patientenschonende Schmerztherapie heute nach beiden Operationsmethoden Standard ist und einige Tage Leinenzwang auch nach einer endoskopischen Operation von großem Vorteil ist“, betont Schwarz.

Nebenwirkungen der Kastration

Durch den Wegfall starker Hormonwirkungen bewirkt die Kastration bei Hündinnen natürlich auch einige Veränderungen im Organismus, wobei gewisse Nachteile nicht zu übersehen sind. Durch den verlangsamten Stoffwechsel haben kastrierte Hündinnen oft vermehrten Appetit und setzen schneller Gewicht an. Schwarz betont: „Ein sorgfältiges Abstimmen der täglichen Futtermenge und ein adäquates Bewegungsausmaß müssen also dafür sorgen, dass die Hündin in guter körperlicher Form bleibt.“

Die unangenehmste Nebenwirkung einer Kastration stellt die gelegentliche Harninkontinenz dar, die bei manchen Rassen bei bis zu 20 % der Tiere auftreten kann. „Sie betrifft eher Hündinnen der großen Rassen und kann bald nach der Kastration oder erst Monate oder Jahre danach auftreten. Meist gelingt eine medikamentöse Behandlung, manchmal muss aber der Verschlussmechanismus der Harnblase mittels einer Operation wiederhergestellt werden“, erklärt der Tierklinik-Leiter.

Doch egal, ob, wie oder wann man die Kastration bei Hündinnen durchführen lässt – man sollte sich doch 100-prozentig sicher sein. Denn der Eingriff nicht mehr rückgängig gemacht werden.

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