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Die Aufgabe verantwortungsvoller Hundezüchter ist der Erhalt, die Ausbildung und die gesunde Aufzucht unserer geliebten Vierbeiner. Erfahren Sie jetzt Schritt für Schritt, wie Hundezucht eigentlich vonstatten geht – und was Sie als (zukünftiger) Hundebesitzer zum verantwortungsvollen Umgang mit Leben beitragen können.

Verantwortungsvolle Hundezucht ist nicht bloß irgendein Beruf, sondern eine Berufung. Denn dahinter steckt viel mehr, als der durchschnittliche Hundefreund von außen vielleicht erkennen mag.

Hat man sich endlich für eine Hunderasse entschieden, die zu den eigenen Lebensumständen passt, steht man vor der nächsten Entscheidung: Woher soll der Welpe kommen? Welchen Züchtern kann man vertrauen? Soll man lieber guten Gewissens ein paar Euros mehr ausgeben oder ist ein Discounter-Hund genauso gut wie ein Welpe vom Züchter? Zumindest diese letzte Frage ist leicht zu beantworten, denn für seriöse Züchter ist Hundezucht kein einfaches Business, sondern eine echte Herzensangelegenheit – und das ist selbst mit Gold nicht aufzuwiegen.

Wir empfehlen allen, die mehr über Hundezucht erfahren wollen das Praxisbuch Hundezucht von Sabine König und Sonja Umbach.

Wie wird man Hundezüchter?

Die Regelungen sind in dieser Hinsicht von Land zu Land unterschiedlich: In Deutschland sind per Gesetzesgebung leider keine besonderen Kenntnisse oder Ausbildungen vonnöten, um sich als Hundezüchter zu bezeichnen und einen Zuchthof zu gründen – außer, man besitzt mehr als drei zuchtfähige Hündinnen oder produziert mehr als zwei Würfe im Jahr. Erst dann verlangt das Tierschutzgesetz einen entsprechenden Sachkundenachweis des Züchters. In Österreich darf jeder, der im Besitz fortpflanzungsfähiger Hunde ist, mit diesen züchten – solange die Person nicht gegen das allgemeine Tierschutzgesetz verstößt, gibt es leider sehr wenige Vorgaben.

Ist der Züchter jedoch Mitglied eines Hundezuchtverbandes und infolgedessen auch eines Dachverbandes wie dem VDH  oder dem ÖKV, ist unter allen Umständen ein Sachkundenachweis vorzuzeigen oder zu erwerben, auch Semiare für Erstzüchter werden angeboten. Diese Organisationen stellen sicher, dass die Züchter in ihrer Arbeit qualifiziert sind, sich regelmäßig weiterbilden können und auch (angekündigt und unangekündigt) kontrolliert werden. Auch die Hundezuchtstätte selbst muss von einem ausgebildeten Zuchtwart als standardgemaß abgenommen werden – die Haltungsvorraussetzungen variieren von Rasse zu Rasse und sind in den Zuchtvereinen festgelegt. Erst, wenn diese Auflagen erfüllt sind, wird der Züchter im Verein gelistet.

Welche Hunde sind zur Zucht zugelassen?

Nicht jeder Hund eignet sich dafür, gesunden und rassekonformen Nachwuchs zu zeugen. Um sicherzugehen, dass ein spezifisches Tier zum Erhalt der Rasse, ihrer Gesundheit und ihrer Merkmale beiträgt, die in den Rassestandards des FCI oder des Zuchtverbandes niedergeschrieben sind, muss eine Zuchtzulassungsprüfung für den Hund ablegt werden. Die Kriterien dieser Prüfung hängt von der Hunderasse ab, die geprüft werden soll, und sind ebenfalls in den Statuten der Zuchtvereine frei einsehbar festgelegt. Dabei prüfen speziell für eine Hunderasse ausgebildete Richter das Verhalten und das äußere Erscheinungsbild des Hundes, auch tierärztliche Gesundheitszeugnisse und eventuelle DNA-Tests müssen vorgelegt werden. Im ÖKV sind zur Zuchtzulassung strenge Gesundheitsanforderungen zu erfüllen, die Zuchtvereine zwar verschärfen, aber nicht unterschreiten dürfen – diese sind von Rasse zu Rasse unterschiedlich und adressieren deren besondere gesundheitliche Herausforderungen, die es in der Zucht möglichst zu vermeiden gilt. Viele Zuchtvereine schreiben auch eine positive Ausstellungsbeurteilung, den sogenannten Formwert, auf ÖKV- bzw. FCI-Ausstellungen für alle Zuchthunde vor – im Gegensatz zu Deutschland, wo Hundeausstellungen und Zuchtzulassung nicht zwingend Hand in Hand gehen. Aber auch dort sorgt der VDH und die Zuchtverbände selbst dafür, dass einzelne Züchter die wissenschaftliche und manchmal auch finanzielle Unterstützung erhalten, um spezifische Gesundheitsproblemen vorzubeugen.
Bei bestandener Prüfung werden die Hunde in den Zuchtvereinen als Zuchtrüde bzw. Zuchthündin gelistet und können von den Besitzern zur Verpaarung angeboten werden. Vor der Verpaarung von zwei Hunden wird anhand der Gesundheitsdaten geprüft, ob das Risiko von Erbkrankheiten zu groß ist oder ob gesunder Nachwuchs zu erwarten ist. Diesen Prozess der Vorselektion nennt man Zuchtlenkung.

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Zuchtverbände wollen das körperliche Wohlergehen durch selektive Zucht gewährleisten – nur die besten Rassevertreter dürfen Nachwuchs zeugen. / Symbolfoto: pixabay.

 

Die Hundezucht hat in vielerlei Hinsicht aber auch mit Verlust zu tun. Unvorhersehbare Komplikationen bei der Geburt oder danach können unglücklicherweise selbst bei den erfahrendsten Züchtern auftreten und im schlimmsten Fall zum Ableben des Muttertiers oder der Welpen führen – eine furchtbare, persönliche Tragödie für jeden Züchter, die dabei ein Familienmitglied verlieren. Aber auch finanzielle Verluste sind keine Seltenheit: Die Züchter legen oft große Strecken zurück und nehmen immense Unkosten und Mühen auf sich, um die perfekte Verpaarung für ihr Zuchtziel zu ermöglichen, und eine Befruchtung ist trotzdem nicht immer erfolgreich.

Was passiert in der Hundezucht nach der Geburt der Welpen?

Ist die Verpaarung glücklich erfolgt, werden ein paar Monate später die Welpen das Licht der Welt erblicken. Frühestens ab der 6. Lebenswoche erfolgt die Wurfabnahme, in deren Zuge der Zuchtwart die Stätte besucht und den Gesundheitszustand und die Lebensbedingungen der Mutter und des Wurfes kontrolliert und protokolliert. Dieses Protokoll liegt auch dem Zuchtverein vor. Auch die Untersuchungen, Impfungen und Chip-Kennzeichnung durch den Tierarzt werden standardgemäß an jedem Welpen durchgeführt. Bei manchen Hunderassen gibt es sogar noch vor der Wurfabnahme weitere Kontrollen.

Rassehunde und deren Welpen weisen mit dem Ahnennachweis eines Zuchtverbandes bzw. Dachverbandes nicht nur ihre Rassezugehörigkeit nach, sondern auch, dass die Aufzucht unter strengen und kontrollierten Bedingungen erfolgt ist. Auf der Ahnentafel werden die einzelnen Daten der Welpen eingetragen, wie u.a. der Name, der Stammbaum und Daten über weitere Familienmitglieder. Jeder Rassehund verfügt über eine solche Ahnentafel; Hunde ohne Ahnentafel werden Mischlinge genannt. Mischlinge sind jedoch keineswegs (!) „Hunde zweiter Klasse“, sondern erfordern aus oftmals harmlosen Gründen (z.B. unerwünschte Fellfarben oder Abzeichen) lediglich nicht den Rassestandard – gesunde und lebensfrohe Fellnasen sind sie allemal.Mehr zum Thema Fellfarben finden sich in Die Genetik der Fellfarben beim Hund von Dr. Anna Laukner, Dr. Christoph Beitzinger und Dr. Petra Kühnlein.

Was macht einen guten Hundezüchter aus?

Hundezucht unter den richtigen Bedingungen und unter hohen Qualitätsstandard ist selten ein profitables Geschäft – unterm Strich bleiben den meisten Züchtern pro Welpe kaum mehr als ein kleines Taschengeld. Der Mammon ist es nicht primär, der die Züchter motiviert, sondern die Freude an den Fellnasen selbst; schließlich ist die Hundezucht für viele kein Profitgeschäft, sondern eine Leidenschaft. „Jeder Züchter sollte eine eigene Vision für seine Rasse haben“, sagt ÖKV-Pressesprecherin Katja Wolf. „Sie sollten ein gewisses Gefühl dafür haben, wo sie sich innerhalb einer Rasse positionieren wollen.“

Ein weiteres sehr positives Merkmal ist es, wenn den Züchtern selbst auch das zukünftige Wohl ihrer Welpen am Herzen liegt: Daher werden Sie vor dem Verkauf durch den neuen Besitzer dessen Lebenslage und Verträglichkeit mit der Rasse prüfen und eventuell einen Verkauf sogar ablehnen, wenn sie nicht das Gefühl haben, dass der neue Besitzer zu dem Welpen passt. Sie freuen sich über Interesse am Wurf – auch einem Besuch der Welpen und der Zuchtstätte werden sie daher gerne zustimmen. Bei der Übergabe werden auch Dokumente wie die Ahnentafel und das Wurfabnahmeprotokoll überreicht bzw. vorgezeigt. Doch selbst nach dem Kauf werden die Züchter sich hin und wieder erkundigen, wie ihr Schützling in der neuen Umgebung gedeiht.

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Liebevoll aufgezogene Welpen werden später zu ausgeglichenen, selbstsicheren Hunden heranwachsen. / Symbolfoto: unsplash.

 

Ein erstes alarmierendes Zeichen kann (muss aber nicht) die fehlende Zugehörigkeit zu einem Zuchtverband sein – entweder können oder wollen die Züchter den strengen Auflagen nicht entsprechen oder sind dort schlimmstenfalls in Verruf geraten und von der Liste gestrichen worden. Dies muss natürlich nicht zwingend der Fall sein, eine kurze Nachfrage zahlt sich aber trotzdem bestimmt aus.

Definitiv verdächtig sind Züchter, die einen Besuch des Wurfes und der Zuchtstätte verweigern und verlangen, dass man „den Welpen im Sack kauft“. Auch wenn der Kauf mit Vorteilen wie einem niedrigeren Kaufpreis oder gar Hauszustellung einhergeht, sollte man lieber die Finger von einem solchen Deal lassen. Auch Züchter, die keine Papiere erstellen oder vorweisen wollen, wie tierärztliche Bescheide, Wurfabnahmeprotokolle, Ahnentafeln, Zuchtzulassungsnachweise der Eltern oder Kaufverträge, haben wahrscheinlich nicht das Beste für den Welpen und den neuen Besitzer im Sinn. Absolut abzuraten ist von Kofferraumkäufen oder anderen dubiosen Geschäftspraktiken – selbst bei einem Kauf aus Mitleid mit den Welpen fördert man damit die Industrie der „Vermehrer“ und „puppy farms“, die hinter der Billigproduktion von Hundewelpen auf Kosten ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens steckt.

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Fazit: Eine schöne Kindheit ist unbezahlbar – auch für Welpen!

Der erste Lebensabschnitt ist für jedes Lebewesen prägend für das weitere Erwachsenenleben. Beim Kauf eines Welpen aus einer sauberen, familiären Hundezuchtstätte ist daher die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man später mit einem ausgeglichenen, lebensfrohen und glücklichen Hund belohnt wird. Vielen Welpen aus „Vermehrern“ und „puppy farms“ sieht man das Trauma einer licht- und lieblosen Aufzucht anfangs nicht an der Schnauze an – dafür können sich später massive gesundheitliche und auch psychische Probleme zeigen. „Hunde sind sehr gelehrige und anpassungsfähige Wesen, und Welpen saugen von Anfang an ihre Umwelt auf“, erklärt Katja Wolf vom ÖKV. „Viele kommen leider aus sehr dubiosen Verhältnissen, und dieses Dunkelfenster der ersten acht oder neun Monate kann eine große Unbekannte darstellen – man kann nicht wissen, ob der Hund sich vor bestimmten Dingen nicht massiv geschreckt oder Angst aufgebaut hat, die man später als Halter nicht erklären kann.“

Eine liebevolle und stimulierende Umgebung, in denen die Welpen mit Neugier und in Sicherheit die Welt erkunden können, ist daher ungemein wertvoll für die spätere Entwicklung. Da zahlt es sich definitiv aus, ein paar Euros mehr auszugeben und dafür jene Züchter nicht nur finanziell, sondern auch moralisch zu unterstützen, die keine Mühen scheuen, um die Meilensteine im Leben junger Hunde so erfolgreich und glücklich wie möglich zu gestalten – denn eine schöne Kindheit ist für jedes Lebewesen absolut unbezahlbar.Und wer hilft einem bei der Welpenerziehung? Verhaltensbiologe Udo Gansloßer mit seinem Buch Welpenerziehung.

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