Dr. Google – größter Konkurrent der Tierärzte?

by Nina Wurzer
3 Minuten Lesedauer
Ein junger Schäfer hat ein Stethoskop im Maul und sieht zur Suchzeile hinauf. Im Hintergrund befindet sich ein Smartphone, auf dem gerade getippt wird und über dem eine Suchzeile prangt.

Dem Gang zum Arzt geht heutzutage oft eine Google-Recherche voraus. Es ist aber nicht nur unser eigenes Wohlbefinden, zu dem wir Dr. Google befragen, wie eine Studie jüngst belegt. Auch über unsere vierbeinigen Lieblinge gibt der “digitale Doktor” Auskunft. Was aber sind die Risiken und Nebenwirkungen der Google-(Diagnosen-)Suche?

Dr. Google in den (Tier-)Arztpraxen

Bislang hörte man meistens von Humanmedizinern, dass Patienten die Ordination schon mit fertigen Dr.-Google-Diagnosen betraten. Selbiges gilt mittlerweile auch für österreichische Veterinärmediziner. Das belegt nun eine Studie von Svenja Springer (Messerli Forschungsinstitut der Universität für Veterinärmedizin Wien) und ihren KollegInnen. “Moderne Hunde- und Katzenbesitzer nutzen das Internet zunehmend, um sich über die Gesundheit ihrer Tiere zu informieren”, heißt es in einem jüngst veröffentlichten Artikel zur Studie. Dieser widmet sich den Fragen, ob die Konsultation von Dr. Google Arztgespräche und die Entscheidung über vorgeschlagene Behandlungsmethoden beeinflusst und was Tierärzte und Tierhalter tun können, um sich besser zu verstehen.

Das Forschungsdesign

Die Studie befragte insgesamt 4.885 Katzen- und Hundebesitzer im Alter über 17 Jahre in Österreich, Dänemark und Großbritannien. Für den Zeitschriftenartikel wurde allerdings nur ein Ausschnitt der Online-Umfrage herangezogen, sodass sich die Ergebnisse auf Antworten von etwa 2.000 Teilnehmenden beziehen, 800 davon stammen aus Österreich. Gegenstand der Umfrage war die Internetnutzung für die Suche nach medizinischer Information zum eigenen Vierbeiner. Die Ergebnisse zeigen, dass nur etwa ein Drittel aller Befragten sowohl vor als auch nach dem Tierarzt-Termin keine Internetquellen befragt. Eine Google-Recherche vor dem Termin wird in der Regel von all jenen durchgeführt, die aufgeklärter in das Tierarztgespräch gehen wollen. Recherchen nach der Arztkonsultation sollen in erster Linie dabei helfen, die richtige Entscheidung für das geliebte Haustier zu treffen. In aller Regel wird Google aber vor dem Termin befragt. Hierbei besuchen User in erster Linie Praxis-Webseiten (35%), Webseiten von Tierarztverbänden (24%) oder “andere” Sites tiermedizinischer Informationen (55%), die jedoch nicht weiter spezifiziert werden.

Schäferhund sitzt am Behandlungstisch neben dem Tierarzt, sieht auf dessen Schreibblock und denkt - wie die Gedankenblase über ihm anzeigt - an Google erkennbar am Google-Logo.
Die Studie rund um Svenja Springer beantwortet u. a. Fragen zum Umgang mit Google-Recherchen über den Gesundheitszustand unserer Fellnasen. © shironosov / nature photographer

Risiken und Nebenwirkungen

Informiert in ein Arztgespräch zu gehen, ist im Grunde kein Nachteil. Wer den Termin beim Tierarzt nicht durch eine Google-Suche ersetzt, macht erstmal keinen Fehler. Erhebliche Risiken bestehen jedoch trotzdem. Tierhalter können Online-Informationen aufgrund fehlenden Fachwissens missinterpretieren oder einen falschen Eindruck von den Standards der Tiermedizin gewinnen. Das wiederum kann dann zu gravierenden Problemen in der Tierbehandlung führen, wenn der Termin beim Tierarzt durch die online gewonnen Informationen hinausgezögert, der Tierarzt also unnötig spät aufgesucht wird. Wird der medizinische Rat des Tierarztes zu Unrecht infrage gestellt oder ihm nicht gefolgt, können unsere Vierbeiner am Ende wirklich unter Dr.-Google leiden.

Ergebnisse der Studie oder: Wie verbessere ich das Tierarztgespräch?

Was also kann man tun, um trotz oder dank vorhergehender Online-Recherche ein aufgeklärtes und fundiertes Gespräch beim Tierarzt zu führen? Svenja Springer und ihre KollegInnen empfehlen Tierärzten, Tierhalter ganz aktiv nach etwaiger online bezogener Informationen zu fragen. Nur so kann eine offene Diskussion angestoßen werden, die alle Unsicherheiten von Hunde- und Katzenbesitzern ausräumt und Tierhalter dort abholt, wo sie sich wissenstechnisch befinden. Umgekehrt können Tierhalter im Arztgespräch aber auch selbst offen über eine Online-Recherche sprechen und online gefundene Informationen direkt adressieren. Da mehr als ein Drittel aller Befragten angab, für die Recherche bevorzugt Praxis-Websites zu besuchen, wäre es wünschenswert, wenn Tierärzte ihre Websites aktiv mit Inhalten gestalten würden, die sie für richtig und vertrauenswert halten. Als Tierhalter seinen Tierarzt aktiv darum zu bitten, könnte auch dafür Stein des Anstoßes sein.  

Wer unsicher ist, wann und wie oft ein Vierbeiner zum Tierarzt sollte, liest lieber hier nach, als eine Google-Recherche anzustoßen…

Quellen

  • Springer, S. u.a. (2024, Juni 19). Does “Dr. Google” improve discussion and decisions in small animal practice? Dog and cat owners use of internet resources to find medical information about their pets in three European countries. In Frontiers in Veterinary Science.  https://www.frontiersin.org/journals/veterinary-science/articles/10.3389/fvets.2024.1417927/full

Das könnte dich auch interessieren

Adblock Detected

Das Team von dieHundezeitung.com verbringt viel Zeit mit der Erstellung von spannenden und interessanten Inhalten für Hundefreunde. Bitte unterstützt uns, indem Ihr Eure Adblocker deaktiviert!