American Pitbull Terrier – vorurteilsbehafteter Charmeur

by StefanC
FCI Gruppen Steckbrief American Pitbull Terrier

Kaum eine andere Hunderasse ist dermaßen mit einem Stigma belegt wie der Pitbull Terrier:

„Kampfhund“. Während diese Bezeichnung zu Zeiten von Hunde- und Tierkämpfen zu Unterhaltungszwecken durchaus angebracht war, sind Pitbulls heute Familienmitglieder und treue Begleiter geworden. Trotzdem haben sie immer noch unter dem Vorurteil der beißwütigen Bestie zu leiden – obwohl sie Menschen eigentlich lieben.

Kommen Pitbull Terrier aus einer verantwortungsvollen Zucht, sind sie, bei vernünftiger Erziehung, ruhige und liebenswerte Familienmitglieder. Zu nachlässig sollte man mit diesen Kraftpaketen jedoch trotzdem nicht sein, da sie sehr intelligent sind und demnach konsequente Führung benötigen.

Geschichte & Ursprung

Die Rasse des Pitbull Terriers entstand aus Kreuzungen von Bulldogge und Terriern verschiedener Arten mit dem ursprünglichen Ziel, bei sogenannten Rattenfänger-Wettbewerben zu glänzen. Dabei handelte es sich um Wettbewerbe, welcher Hund in einer gewissen Zeitspanne am meisten Ratten töten konnte. Das Ergebnis dieser Zucht war der perfekte Jäger: muskulös, klug und mutig, aber trotzdem sanft im Umgang mit Menschen. Später wurden genau diese Eigenschaften missbraucht, und Pitbulls wurden leider auch zu Hundekämpfen eingesetzt, in denen für die Unterhaltung des Publikums Hund gegen Hund gegeneinander aufgehetzt wurden. Diese mussten oftmals bis zum bitteren Ende kämpfen.

Zu diesem Zweck wurden Merkmale wie blinde Aggressivität und Durchhaltevermögen belohnt und durch die Zucht und Erziehung verstärkt, auf Sozialisierung und liebevollen Umgang legte man keinen Wert mehr. Seine schreckliche Vergangenheit schlägt sich immer noch im Namen nieder: Als „pit“ (= zu dt. „Grube, Kuhle“) wurde früher die Arena dieser Kämpfe bezeichnet.

Der American Pitbull Terrier in der Neuzeit

Nachdem 1835 alle Formen von Tierkämpfen in England verboten wurden, kehrte der Fokus der Pitbullzucht wieder zu seinen ursprünglichen Werten zurück. Endlich war es dem Pitbull wieder erlaubt, seine gute Seite zu zeigen. Intelligente und sanftmütige Begleit- und Familienhunde mit ausgeglichenem Temperament kehrten wieder. Dennoch haftet Pitbulls auch heute noch das Stigma als „Kampfhunde“ an, das von unseriösen Züchtern und verblendeten Haltern weiter aufrechterhalten wird. Zu viele Menschen erwerben die als „gefährliche Hunde“ geltenden Verbeiner aus genau diesem Grund – um mit den imposanten Tieren zu beeindrucken. Die für jedes Lebewesen so wichtige Sozialisation und sanfte, aber konsequente Erziehung wird oftmals vernachlässigt. Und das Endergebnis sind leider oft verstörte Tiere und frustrierte, überforderte BesitzerInnen. Unter diesen Umständen kann es leider zu Katastrophen kommen. Seriöse Züchter und Züchterinnen achten daher sehr genau darauf, in welche Hände sie ihre Lieblinge abgeben.

Namensverwirrung

Viel Verwirrung herrscht um die unterschiedlichen Bezeichnungen für die Hunderassen „American Pitbull Terrier“ und „American Staffordshire Bullterrier„. Dies geht auf den Umstand zurück, dass es in den USA zwei große Dachverbände für Hundezucht gibt: den britischen United Kennel Club (UKC) und den amerikanischen American Kennel Club (AKC).
Viele Jahre lang gab es Unstimmigkeiten, wie man die Hunderasse bezeichnen sollte – lange war auch Yankee Terrier ein heißer Kandidat. Schließlich nahm der UKC die Rasse 1898 als „American Pit Bull Terrier“ in ihre Rasseliste auf, während der AKC 1936 mit „(American) Staffordshire Terrier“ folgte und somit formal eine eigene Hunderasse gründete.

Später ließ der UKC auch diese „neue“ Rasse eintragen, sodass es heute eine Doppeleintragung derselben Hunderasse gibt. Daher ist der American Staffordshire Terrier von der FCI anerkannt, der American Pitbull Terrier jedoch nicht.

Wesen & Charakter

Die essentiellen Merkmale von Pitbull Terriern sind Stärke, Selbstvertrauen und Lebenslust. Sie sind verspielt, enthusiastisch und grundsätzlich sehr kinderfreundlich. Dies liegt auch zum Teil daran, dass die früheren Kampfhunde zwar ihre tierischen Gegner, aber nicht andere Menschen beißen durften. Solche Hunde wurden als man biter (zu dt. „Menschenbeißer“) von der Zucht ausgeschlossen. Daher eignen sie sich aufgrund ihrer Offenherzigkeit Fremden gegenüber nicht als Wachhunde, können aber misstrauisch gegenüber anderen Hunden sein.

Gesetzeslage

Aufgrund ihrer historischen Verwendung als Kampfhunde zur blutigen Unterhaltung der Zuschauer wird die Haltung, die Zucht und der Vertrieb von Pitbulls häufig gesetzlich eingeschränkt bzw. ganz verboten und unterliegt strengen Auflagen. Sie gehören damit in den deutschsprachigen Ländern zu den sogenannten „Listenhunden“.

Deutschland:
  • In Deutschland wird die Gefährlichkeit der Hunderasse in Baden-Wüttemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Sachsen-Anhalt vom Gesetz angenommen, und dementsprechend ist die Haltung eingeschränkt bzw. nur mit einer speziellen Bewilligung möglich. Die Zucht von Pitbulls ist meist verboten.
Österreich:
  • Hingegen gilt in Österreich nur in Wien, Niederösterreich und Voradelberg Maulkorb- und Leinenpflicht für Pitbulls, die in Einzelfällen mit spezieller Erlaubnis von Seiten der Gemeinde aufgehoben werden kann. WienerInnen müssen vor dem Erwerb eines Pitbulls einen Hundeführerschein absolvieren, der mit einem gültigen Lichtbildausweis mitgeführt werden muss, wenn man sich mit einem Hund dieser Rasse in der Öffentlichkeit bewegt. In Niederösterreich ist das Halten eines Pitbulls anzeigepflichtig, und in Voradelberg muss im Vorhinein eine Bewilligung erlangt werden.

Schweiz:

  • In der Schweiz sind der Erwerb und die Haltung von Pitbulls in Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Glarus, Schaffhausen, Solothurn, Thurgau, Tessin und Waadt bewilligungspflichtig; in Freiburg, Genf, Wallis und Zürich sind Einfuhr, Zucht, Erwerb und Haltung gesetzeswidrig.

Viele Kritiker sind gegen die Existenz solcher Rasselisten, da Aggressivität von mehreren Faktoren abhängt und die Rassezugehörigkeit selbst immer wieder als potentieller Faktor angezweifelt wird. Nichtsdestoweniger schaffen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer mehr Bundesländer und Kantone im deutschsprachigen Raum Listen mit potentiell gefährlichen Hunderassen ab oder verkürzen diese – ein Trend zur verstärkten Ausbildung und Kontrolle des Verantwortungsbewusstseins der HalterInnen ist positiv zu betrachten. Es bleibt zu hoffen, dass durch den liebevollen Umgang mit dieser (einst) so misshandelten Rasse die Gewaltspirale und damit zusammenhängende Vorurteile endlich durchbrochen werden können.

Erziehung & Training

Aufgrund ihrer kräftigen Statur und ihrer Vergangenheit als Jäger und Kämpfer brauchen Pitbulls eine ruhige und selbstbewusste Hand zur Führung, denn sie gehorchen gerne und wollen Menschen gefallen. Sie sind sehr athletisch, gute Kletterer und können hoch springen – ein ausreichend hoher, stabiler Zaun ist also unbedingt vonnöten, damit sie nicht ausbüxen. Ihre Freude an körperlicher Betätigung und geistiger Förderung sollte ein entsprechendes Ventil finden, zum Beispiel Hundesportarten wie Agility(Rally) Obedience, Rennsport, Schwimmen, Fährtensuche, Weight Pulling oder Zughundesport. Wegen ihrer hohen Intelligenz, ihrem Arbeitseifer und ihrer Achtsamkeit auf die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen können Pitbulls auch fähige Assistenz- und Therapiehunde abgeben.

Aussehen & Besonderheiten

Pitbull Terrier sind mittelgroße, kompakte Hunde mit glatter, gut definierter Muskulatur, die weder zu muskelbepackt noch zu langgliedrig sein dürfen. Der Körper ist eher länger als hoch und soll harmonisch zusammenarbeiten. Der Kopf ist eher breit und flach, die Schnauze weit. Die Ohren sind klein bis mittelgroß; in den amerikanischen Rassestandards dürfen die Ohren auch kupiert sein, im deutschsprachigen Raum ist das Kupieren verboten.

Fell & Pflege

Das Fell des Pitbull Terriers ist kurz, dicht und glänzend und soll sich unter Berührung etwas steif anfühlen. Es ist leicht zu pflegen, und diese Hunde verlieren nicht besonders viele Haare. Alle Farben und Zeichnungen (bis auf Merle) sind erlaubt, allerdings sind blaue Augen im Rassestandard des UKC als schwerwiegender Mangel eingetragen.

Gesundheit

Da der Pitbull nicht zu den vom FCI betreuten und anerkannten Hunderassen gehört, sollte man besondere genau darauf achten, dass er aus einer seriösen Zucht stammt. Beim Pitbull gibt es grundsätzlich keine üblichen rassebedingten Krankheiten. Einzig manche Fellfarben wie „blaugrau“ oder „Isabell“ können genetisch bedingte Krankheiten verursachen. Sie erreichen eine Lebenserwartung zwischen 8 bis 15 Jahren.

Schon gewusst?

Der American Pittbull einen eigenen nationalen Bewusstseinstag hat?

Am 26. Oktober wird in den USA der „National Pit Bull Awareness Day“ gefeiert, um eine Gelegenheit zu schaffen, über spezifische Vorurteile, Probleme und Vorteile der Rasse zu sprechen. Ins Leben gerufen wurde dieser Tag von der „Bless the Bullys“-Gruppe, die sich auf die Rettung von und Erziehung über Pitbulls und verwandte Rassen spezalisiert hat.

Süße Pitbull-Welpen in Action (Video)

Pitbull-Welpen sind wie alle anderen Tierkinder neugierige, verspielte und abenteuerlustige Wesen. Genießen Sie zehn Minuten lang niedliche Pitbull-Action mit gelegentlichen Gastauftritten anderer Rassen!

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American Pitbull
  • Joseph, Marc (Autor)

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